veröffentlicht am 30.03.2013
Engagierte AktivistInnen protestierten am Kieler Hauptbahnhof für die sofortige Abschaltung aller Atomanlagen.
An die Reaktorkatastrophe von Fukushima erinnerte die Anti-AKW-Bewegung
auch in Kiel. Weltweit waren am zweiten Jahrestag der
Fukushima-Atomkatastrophe am 11. März hunderttausende Menschen für
den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie auf die Straße gegangen.
Auch in Kiel machte ein wackeres Häuflein von Atomgegnern öffentlichkeitswirksam auf die Gefahren
der Atomkraft aufmerksam. Initiiert von der BI gegen Atomanlagen und
der Friedenswerkstatt wurde der Feierabendverkehr von 18.15 bis 19
Uhr am Kieler Hauptbahnhof für eine knappe Stunde zeitweilig zu
Stillstand gebracht, um mit Transparenten, Flugblättern und
Diskussionen über die Folgen des Fukushima-GAUs aufzuklären.
In dem verteilten Flugblatt hieß es u.a.: "Zwei Jahre
nach dem GAU in Fukushima dauert die Atomkatastrophe an. Bei uns
sollen AKWs noch bis 2022 laufen. Die Uranfabriken in Gronau und
Lingen exportieren weiter atomaren Brennstoff in die ganze Welt –
unbefristet. Die Atommüllfrage ist weiter ungelöst. Und die
Energiewende wird von der Bundesregierung blockiert. Wir fordern die
Bundes- und Landesregierungen auf: Alle Atomanlagen abzuschalten! Für
eine konsequente Energiewende – dezentral und in BürgerInnenhand!"
Wie wichtig außerparlamentarischer Druck ist, machen auch
Äußerungen des grünen Energiewende-Ministers Robert Habeck
deutlich:
Von dem Wahlversprechen der Grünen in Schleswig-Holstein, alles zu tun,
das AKW Brokdorf schnellstmöglich abzuschalten, ist nur ein laues
Lüftchen übriggeblieben. Davon überzeugen konnten sich zum
Beispiel die Besucher einer Diskussionsveranstaltung am 4. 2. in Kiel
über die Perspektiven des Atomausstiegs – konkret für
Schleswig-Holstein. Die Aussagen von Habeck auf einen kurzen Nenner
gebracht: Die Abschaltung des AKW Brokdorf steht nicht auf der Agenda
der Landesregierung. Er gehe davon aus, dass das AKW an der
Unterelbe, das seit seiner Inbetriebnahme 1986 sage und schreibe 238
meldepflichtige Störfälle aufzuweisen hat – mehr als jedes
andere der noch neun deutschen AKWs - bis 2021 am Netz bleibt.
Bundesweit beteiligten sich am Wochenende in Deutschland an die 30.000 Menschen
an Protesten anlässlich des Jahrestages der Reaktorkatastrophe.
Alleine rund um das niedersächsische AKW Grohnde beteiligten sich
nach Veranstalterangaben etwa 20000 Umweltschützer. Auf einer rund
400 Kilometer langen Strecke um das Kraftwerk demonstrierten die
Aktivisten die Folgen eines schweren Unfalls. An mehr als 150 Orten
gab es Auffanglager für Strahlenopfer und Ausgabestellen für
Jodtabletten. Flüchtlingskonvois oder Dekontaminationstrupps waren
unterwegs. In mehreren Städten und auf Weserbrücken bildeten
Atomkraftgegner Menschenketten.
Demonstrationen gab es auch an den
süddeutschen AKW-Standorten Neckarwestheim (Baden-Württemberg) mit
3000, Gundremmingen (Bayern) mit 3 500 sowie an der westfälischen
Urananreicherungsanlage Gronau mit 1200 Teilnehmern.
Im Hibiya-Park im Zentrum Tokios hatten sich am Sonntag Tausende
Menschen versammelt und zogen durch den Regierungsbezirk bis zum
Parlament. "Schluss mit der Atomkraft", forderten sie.
Bereits am Tag zuvor hatten in Tokio 15.000 Menschen gegen die
Entscheidung der japanischen Regierung demonstriert, trotz der
Katastrophe von Fukushima die Atomenergie in Japan wieder auszubauen.
Zwei Jahre nach Beginn der nuklearen
Katastrophe an der Nordostküste Japans steht fest, daß diese für
den Betreiberkonzern Tepco keine ernsthaften Folgen hat.
Strafrechtliche Konsequenzen gibt es nicht. Der Staat sprang vielmehr
mit erheblichen finanziellen Mitteln ein, um den Atomkonzern vor dem
wirtschaftlichen Konkurs und die Profite der Großaktionäre vor dem
Niedergang zu retten. Weder die für die Katastrophe Verantwortlichen
noch die Aktionäre des Konzerns mußten haften. Lediglich einige
Manager wurden ausgetauscht. Für die mehreren Millionen Menschen,
darunter ca. 300000 Kinder, in den verstrahlten Gebieten rund um das
explodierte Atomkraftwerk sieht die Situation anders aus. Sie bleiben
nach wie vor ohne Hilfe sich selbst überlassen. Weit über ein
Drittel der von freiwilligen Ärzten untersuchten Kinder in der
Region weisen Anomalitäten in den Schilddrüsen auf, eine mögliche
Vorstufe von Schilddrüsenkrebs.
(Bitte auf die Bilder klicken, um eine größere Ansicht zu erhalten!)
Quelle Text+Bilder: gst / LinX 4-2013
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