veröffentlicht am 25.11.2014

Mit freundlicher Genehmigung von Silvia Hitzke/Anti-AKW-Gruppe Dithmarschen (verfasst am 31.10.2014)

Am gestrigen Abend fand ein reger Informations- und Diskussionsaustausch zwischen der „Anti-AKW-Gruppe Dithmarschen“, vier Referenten der „BI Kiel gegen Atomanlagen“ und einer Vielzahl von Dithmarscher Bürgern statt. Dabei ging es um Atomtransporte allgemein und auf dem Nord-Ostsee-Kanal im Speziellen.

In der Begrüßung durch die „Anti-AKW-Gruppe Dithmarschen“ wurde zunächst deutlich gemacht, dass viele Menschen automatisch mit Atomtransporten sog. „Castoren-Transporte“ in Verbindung bringen. Den wenigsten sei bewusst, dass in der Produktionskette von Atommaterial für Atomkraftwerke bereits radioaktive, ätzende und sehr giftige Stoffe anfallen.

Eine gelungene Präsentation 

Zu Beginn ihres Vortrages im Heider Bürgerhaus informierten die Kieler BI-Mitglieder, wie die Transportkennzeichnung von LKW- und Schiffsladungen auszusehen hat und welche verschiedenartigen Verstöße bei Kontrollen bislang festgestellt wurden. Nach einem kleinen Abstecher in die Grundlagen der Strahlenlehre wurden den Zuhörern die einzelnen Verarbeitungsschritte von Atommaterialien nähergebracht. So erfuhren diese interessante Details über die Uranerzförderung bis hin zur Entstehung von abgebrannten Brennelementen und die nicht zu vergessenen anfallenden Betriebsabfälle. Dabei wurde auf die Transportwege der einzelnen Zwischenprodukte wie Uranerzkonzentrat (sog. Yellocake), ab- oder angereichertes Uranhexafluorid sowie frische oder abgebrannte Brennelemente eingegangen, und auf die jeweiligen Gefahren hingewiesen.

Des Weiteren legten die Referenten anschaulich dar, dass sowohl die Atomanlagenbetreiber, als auch Reedereien, Speditionen und Bahnunternehmen von den Transporten profitieren. Hierbei wurde insbesondere die Stadt Hamburg als Aktionär an der Reederei Hapag Lloyd genannt. Das Hamburger Schifffahrtsunternehmen führt jährlich weltweit eine erhebliche Anzahl von Atomtransporten durch!
Dies erkläre beispielsweise auch, warum der Hamburger Senat den Brand des Frachters „Atlantic Cartier“ im Hamburger Hafen 2013 am Ende als „ war ja nicht so schlimm, ist ja alles gut gegangen“ abtat und keinerlei Veranlassung sah, neue Löschboote anzuschaffen oder gar eine Endwidmung – wie in Bremen – für den Hamburger Hafen anzustreben. Dieser dient als Drehscheibe für sämtliche Atomtransporte weltweit!

Die „Atlantic Cartier“ hatte Brennelemente, Uranhexafluorid, Sprengstoff und Ethanol an Bord. Dieser „hochexplosive“ Mix aus Gefahrgutstoffen ist keine Besonderheit. Laut Presseangaben finden fast täglich derartige Atomtransporte durch den Nord-Ostsee-Kanal oder nach Hamburg statt. Am Ende des Vortrages ging einer der BI-Sprecher noch auf fünf Schiffsunfälle mit Atommaterial ein, die alleine zwischen 2013 und 2014 stattfanden.

Eine Diskussionsrunde zum Nord-Ostsee-Kanal

Bei dem anschließenden Meinungsaustausch kamen die Teilnehmer zunächst zu dem Ergebnis, dass u.a. der Kreis Dithmarschen bei einer Schiffshavarie auf dem Nord-Ostsee-Kanal mit Feuerwehr und THW zum Einsatz käme. Die Besucher stellten sich daraufhin die Frage, wie die Einsatzkräfte über die Gefahrguttransporte und Standorte der Frachter auf dem Kanal informiert würden. Die rund 100 km lange Wasserstraße ist an vielen Stellen schwer bis gar nicht zugängig, es existieren Funklöcher über mehrere Kilometer und ein Gefahrgutinformationssystem gibt es nicht. Dies wurde bislang nur für den Hamburger Hafen eingerichtet. Zudem wurde überlegt, welche Behörden zuständig wären und wie deren Zusammenspiel im Unglücksfall funktionieren würde. Ebenso stand auch zur Debatte, in wie weit es richtig wäre, einzelne Atomtransporte öffentlich zu machen. Die Kieler Aktivisten berichteten von unbewachten Waggons auf Gütergleisen oder Containern im Hamburger Hafen, die für Terroristen ein lohnendes Ziel abgäben.

Fazit

Die „Anti-AKW-Gruppe Dithmarschen“ will sich mit der Feuerwehrleitstelle und dem Kreis Dithmarschen in Verbindung setzen, um zu erfahren, wie deren Informationslage bezüglich Atomtransporten und deren Notfallplänen für den Nord-Ostsee-Kanal aussehen. Erste Ergebnisse sollen am 06.12.2014 während ihrer Info-Veranstaltung in der Heider Fußgängerzone bekannt geben werden.

2 Responses to 'Atomtransporte: Gefährliche Fracht unterwegs in Norddeutschland '

  1. Anonym said...
    http://bi-kiel.blogspot.com/2014/11/atomtransporte-gefahrliche-fracht.html?showComment=1418161500312#c5558562746630641010'> 9. Dezember 2014 um 22:45

    Warum wird jetzt immer auf die Gefahr durch Terroristen abgestellt. Macht der Atomscheiß sonst keine Angst mehr? ...

     

  2. Thorge Ott said...
    http://bi-kiel.blogspot.com/2014/11/atomtransporte-gefahrliche-fracht.html?showComment=1418245545844#c65533318408280385'> 10. Dezember 2014 um 22:05

    Hallo,
    der Terrorismus ist nur ein Aspekt/Kritikpunkt im Hinblick auf die Atomtransporte. Natürlich sind damit noch viel mehr Risiken verbunden - das wurde im Text auch nie anders behauptet. Wie kommen Sie also zu dieser Annahme?

     

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